Seit der Einbeziehung der Hausarztpraxen in die Covid-19-Impfkampagne haben wir in unserer Praxis über 400 Impfinteressenten registriert (Stand 10.05.2021, Tendenz steigend), konnten mit der bisher gelieferte Impfstoffmenge jedoch nur ein Viertel davon impfen. Die von der Bundesregierung für Mai in Aussicht gestellte Erhöhung der Liefermenge hat sich – wer hätte das gedacht? – bisher nicht eingestellt, wir bekommen wie die meisten anderen Praxen auch nach wie vor nur geringe Mengen (Beispiel 20. Kalenderwoche: 6 Dosen BionTech für Erstimpfungen, 24 für Zweitimpfungen, 10 Dosen AstraZeneca). In den Medien wird mit Nachrichten über das Ende der Priorisierung für bestimmte Impfstoffe oder schlicht und ergreifend falschen Aussagen (z. B.: »Ab heute sind die über Sechzigjährigen an der Reihe«) der Eindruck erweckt, dass es nach dem anfänglichen Versagen der Impfkampagne nun auf einmal richtig rund läuft. Das führt dazu, dass viele Menschen verständlicherweise nicht nachvollziehen können, warum sie immer noch nicht an der Reihe sind und uns tagtäglich mit telefonischen oder elektronischen Anfragen zu ihrem hoffentlich bald stattfindenden Impftermin überhäufen. Da dies unsere zeitlichen und personellen Ressourcen zu sprengen droht, richte ich die folgende Bitte an Sie:
Bitte rufen Sie nicht an, um nach Ihrem möglichen Impftermin zu fragen. Wenn Sie bereits auf unserer Warteliste stehen, melden wir uns bei Ihnen.
Alle Antworten rund um das Thema Impftermin finden Sie her:
Warum bin ich noch nicht drangekommen?
Das hat folgende Gründe: Zunächst bekommen wir trotz des großen Interesses unserer Patienten an der Impfung nur wenig Impfstoff geliefert. Im April/Mai bewegen sich die Liefermengen im niedrigen zweistelligen Bereich (Details siehe hier). Gleichzeitig lehnen sehr viele Patienten eine Impfung mit dem seit letzter Woche (theoretisch) in beliebiger Menge verfügbaren Impfstoff von AstraZeneca ab, so dass sich ein großer Rückstau für die BionTech-Impfung gebildet hat. Die anderen Impfstoffe (Moderna, Johnson & Johnson) werden nach wie vor nicht an Arztpraxen ausgeliefert. Da uns Ärzte niemand verlässlich darüber informieren kann, wie sich die Liefermenge über die jeweilige Folgewoche hinaus entwickelt, ist es praktisch unmöglich, aus dem Platz auf unserer Warteliste einen halbwegs konkreten Impftermin abzuleiten. Wir hangeln uns – ebenso wie Sie – von Woche zu Woche und hoffen, dass die Lieferungen endlich das versprochene Niveau erreichen.
In der Zeitung steht, dass meine Gruppe jetzt dran ist!
In der Zeitung steht auch das Horoskop. Oder dass es morgen regnet, obwohl dann die Sonne scheint. Anders gesagt: Die Tagespresse und die anderen Medien haben sich im Rahmen der Corona-Pandemie bisher vor allem durch übereilte Aussagen, halbgare Bewertungen oder auch schlichte Fehlinformationen hervorgetan. Nur weil Politiker A der Meinung ist, nun das Aufrücken einer Prioritätsgruppe verkünden zu müssen, heißt das noch lange nicht, dass Politiker B dafür gesorgt hat, dass ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht. Leider wird in der Regel nur ein Teil der Tatsachen verbreitet, und schon glauben nun die Betreffenden, dass sie morgen eine Impfung bekommen. Nochmal: Wir kriegen nicht annähernd genügend Impfdosen, um solche Ankündigungen in die Tat umzusetzen. Mit der bisherigen Liefermenge konnten wir bis heute (10.05.2021) nicht einmal die Prioritätsgruppen 1 und 2 vollständig mit einer Erstimpfung versorgen. Die Vorstellung, dass ab heute dann zügig mit Gruppe 3 (also die Altersgruppe 60+ sowie Personen mit bestimmten Vorerkrankungen oder Begleitumständen) begonnen werden kann, ist daher leider völlig realitätsfremd.
Wo stehe ich in der Warteliste?
Entscheidend über die Dauer bis zu Ihrer Impfung ist nicht der Platz auf der Warteliste, sondern wieviel Impfstoff wir geliefert bekommen. Beispiel: Wenn 50 Personen vor Ihnen in der Warteliste stehen und wir pro Woche nur 24 Impfdosen bekommen, dauert es länger, als wenn wir 48 Dosen bekommen. Es hat also keinen Sinn, regelmäßig danach zu fragen, da auch wir im besten Fall nur grob abschätzen können, was in der Folgewoche passiert. Alles andere ist reine Spekulation. Bitte haben Sie Geduld und warten auf unserer Anruf.
Mein Nachbar ist schon geimpft, obwohl er jünger und gesünder ist als ich!
Die große Nachfrage nach der Impfung führt insbesondere vor dem Hintergrund der damit verbundenen »Lockerungen« leider zunehmend zu Mißgunst. Möglicherweise hat Ihr Nachbar einen Beruf, der ihn zu einer früheren Impfung berechtigt, vielleicht gilt er als Pflegeperson oder hat engen Kontakt zu einer Schwangeren. Es gibt viele Gründe, die die Impfverordnung für eine Priorisierung aufführt und nicht alle sind auf den ersten Blick zu erkennen. Natürlich gibt es auch Menschen, die sich ihren Platz in der Warteschlange ungerechtfertigt erschlichen haben, es kann aber nicht die Aufgabe der Ärzte sein, neben Aufklärung und Impfung auch noch jede Berechtigung zu verifizieren. Aus epidemiologischer Sicht ist es wichtig, dass möglichst viele Menschen möglichst schnell geimpft werden. Daran arbeiten auch wir so gut, wie man uns eben lässt.
Wie kann ich die Angelenheit legal beschleunigen?
Da gibt es tatsächlich einen Weg, aber natürlich hat der einen Haken. Sie können die Priorisierung umgehen, wenn Sie sich bereiterklären, den Impfstoff von AstraZeneca zu akzeptieren. Der liegt nämlich nach den Berichten über Nebenwirkungen wie sauer Bier in den Regalen und kann nun auch von den Praxen in im Vergleich zum »begehrten« BionTech-Präparat größeren Mengen bestellt werden (siehe auch hier). Die Ständige Impfkommission des RKI empfiehlt ihn nicht für Patienten unter 60 Jahren, dennoch ist eine Impfung damit auch für Jüngere nach individueller Risikoabwägung möglich. Mehr dazu steht in diesem Beitrag. Wenn Sie diese Lösung für sich in Erwägung ziehen, rufen Sie uns gerne an.