Zwar hat bisher kaum einer meiner Patienten die Gelegenheit gehabt, an der für eine Industrienation beschämend schlecht organisierten Massenimpfung gegen den Covid-19-Erreger teilzunehmen, dennoch möchten viele Menschen wissen, was es zu beachten gibt. Daher eine Zusammenstellung der häufigsten Fragen und Antworten.
Empfehlen sie als Arzt die Impfung?
Uneingeschränkt ja. Die Impfung ist die einzige Möglichkeit, schnellstmöglich aus der lähmenden, wirtschaftlich katastrophalen und für viele Menschen tödlichen Pandemie-Situation herauszukommen, die uns alle seit über einem Jahr in Atem hält.
Würden sie sich selbst impfen lassen?
Selbstverständlich, lieber heute als morgen! Leider gehöre ich laut der aktuellen Impfverordnung auch als niedergelassener Arzt mit zahlreichen engen Kontakten zu potentiell infektiösen Personen nicht zu den Menschen, die das Gesundheitsministerium für besonders gefährdet oder gar für einen möglichen Superspreader hält. Was diese Einstufung über die Qualität der Verordnung und die dahinter steckende Expertise aussagt, kann sich jeder selbst beantworten. An der Notwendigkeit der Impfung an sich ändert diese stümperhafte Umsetzung allerdings nichts.
Sind die Impfstoffe gefährlich?
Nein. Es ist nicht möglich, sich durch die bisher verwendeten Impfstoffe (Biontech, Moderna, AstraZeneca) mit dem Corona-Virus zu infizieren, es findet keine Veränderung des Erbgutes statt und es werden auch keine Überwachungs-Chips oder ähnlicher Schwachsinn implantiert.
Ist mit Nebenwirkungen zu rechnen?
Jede Impfung kann durch die erforderliche und somit erwünschte Stimulation der Immunreaktion zu leichten Beschwerden oder (sehr selten) auch zu allergischen Reaktionen bei Unverträglichkeit für die verwendeten Inhaltsstoffe führen. Dies trifft ebenso für die Corona-Impfstoffe zu. Muskelschmerzen an der Impfstelle und leichte Erkältungssymptome wie erhöhte Temperatur etc. sind normal und verschwinden nach kurzer Zeit wieder. Wenn sich innerhalb kurzer Zeit viele Menschen impfen lassen, kommt es logischerweise auch zu einer gefühlten Häufung von Impfereignissen. Es ist damit zu rechnen (und so ist es auch schon geschehen), dass darüber groß und breit berichtet und somit die Verunsicherung weiter befördert wird. Lassen Sie sich davon nicht beeindrucken; die Impfstoffe erfüllen alle üblichen Sicherheitskriterien.
Welcher Impfstoff ist der Beste?
Ganz einfach: Jener, der verfügbar ist. Alle bisher verwendeten Impfstoffe schützen vor der Infektion an sich oder zumindest vor einem schweren Verlauf. Wer die Impfung mit dem Medikament eines bestimmten Herstellers ablehnt, weil in den Medien von meist falsch oder unzureichend informierten Personen effekthascherisch darüber diskutiert oder polemisiert wird, riskiert insbesondere vor dem Hintergrund aktuell trotz des harten Lockdowns stagnierender Infektionszahlen sich selbst und andere zu infizieren, obwohl mittlerweile eine Lösung bereitgehalten wird.
Was weiß man über die langfristige Schutzwirkung?
Hierzu liegen naturgemäß keine Daten vor, da mit den Impfungen erst vor wenigen Wochen begonnen wurde. Erst wenn man das Blut geimpfter Personen lange Zeit nach der Verabreichung auf das Vorhandensein von Antikörpern untersuchen kann, ist hierzu eine Aussage möglich.
Schützt die Impfung auch vor den ansteckenderen Virus-Mutationen?
Nach bisherigen Erkenntnissen ja. Selbst wenn die Wirksamkeit bei den Mutationen geringer wäre (was sie offenbar nicht ist), wäre es aus epidemiologischer Sicht falsch, deshalb auf die Impfung zu verzichten oder sie hinauszuzögern.
Wie komme ich an meine Impfung?
Bisher wird das Vakzin regehaft nur in Impfzentren und Pflegeeinrichtungen verabreicht (Stand: 23.02.2021). Informationen zur Terminvereinbarung und den Voraussetzungen gemäß der Impfverordnung finden sie hier.
Können Sie für mich was am Impftermin drehen?
Viele meiner Patienten leiden unter chronischen, teilweise auch schweren Erkrankungen und haben aus medizinischer Sicht jedes Recht, auf eine frühzeitige Immunisierung zu pochen; da ist es nur verständlich, wenn sie fragen, ob ich mich für ein Vorrücken in der endlosen Impf-Warteschlange einsetzen könne. Die Impfreihenfolge wird aber nicht von mir oder irgendwelchen anderen Ärzten, sondern von der Impfverordnung festgelegt. Das ist eine rechtlich bindende Vorschrift, auf die ich keinen Einfluss habe. Auf jeden Fall darf und sollte man darüber diskutieren, inwiefern die Einteilung der Gruppen sinnvoll vorgenommen wurde (ich meine: nicht besonders sinnvoll); und die Verantwortlichen dokumentieren durch die nun anstehende, bereits zweite Änderung der Verordnung (wohl zugunsten von Lehrpersonal) hinreichend, dass a) vorher nicht intensiv genug nachgedacht wurde und b) manche Interessengruppen erfolgreicher Druck machen können als andere. Langer Rede kurzer Sinn: Ich kann Ihnen keinen günstigeren Platz in der Warteschlange verschaffen. Dennoch sollten Sie die Gelegenheit nutzen, sich die Zugehörigkeit zu einer der festgelegten Prioritätsgruppen in unserer Praxis attestieren zu lassen, sofern Sie zu einer der in der Impfverordnung definierten Gruppen gehören, denn dieses Attest benötigen Sie gegebenenfalls, um überhaupt einen Termin vereinbaren zu können.
Wann wird eine Impfung in der Hausarztpraxis möglich sein?
Das wüsste ich auch gerne. Stand heute (23.02.2021) wurden uns Kassenärzten keinerlei brauchbare Informationen bezüglich einer entsprechenden Planung zur Verfügung gestellt. Zwar wird jetzt schon in Nachrichten über Pläne der KV Niedersachsen und eine vereinfachteLagerfähigkeit bestimmter Impfstoffe berichtet, uns Hausärzten sagt man aber lieber erstmal gar nichts. Vielleicht hören Sie ja etwas in den Nachrichten? Spaß beiseite, im Moment habe ich schlicht und einfach keine Informationen.
Genießt man als geimpfte Person Privilegien?
Bereits seit Wochen versucht sich der eine oder andere Politiker durch entsprechende Vorschläge zu profilieren oder die Impfskepsis auf diese Weise zu beeinflussen, derzeit (23.02.2021) gibt es jedoch noch keine Privilegien oder Lockerungen für geimpfte Personen. Ich verspreche Ihnen aber, dass es so kommen wird, ganz egal, wer jetzt was auch immer behaupten mag. Ob es dann die Teilnahme an Veranstaltungen, das Betreten eines Linienflugzeugs oder was auch immer sein wird, seien Sie sicher, dass Personen ohne Impfung in der nächsten Zukunft auf bestimmte Dinge verzichten müssen. Auch wenn es juristisch schwierig sein dürfte, dies im großen Stil von Seiten der Regierungsorgane zu verordnen, so sind die Möglichkeiten für Unternehmen, einen Impfnachweis von ihrer Kundschaft zu verlangen, umso vielfältiger. Ein Blick nach Israel zeigt, in welche Richtung es geht: Dort sind – bei im Vergleich zu Deutschland allerdings ungleich höherer Impfquote – bereits Regelungen in Kraft, die geimpften Personen Zugang zu Fitnessstudios, Schwimmbädern etc. gewähren. Also: Machen Sie sich ruhig schon mal auf die Suche nach ihrem Impfpass.